Bibliolog
Bibliolog ist eine - recht neue - Form der Verkündigung, die die Bibel wieder lebendig werden lässt. Er öffnet den Raum dafür, dass viele Menschen zu Wort kommen und miteinander einen biblischen Text entdecken können.
Was ist BIBLIOLOG?
Bibliolog ist eine - recht neue - Form der Verkündigung, die die Bibel wieder lebendig werden lässt. Er öffnet den Raum dafür, dass viele Menschen zu Wort kommen und miteinander einen biblischen Text entdecken können. Aufgrund seiner klaren Struktur, seiner Wertschätzung individueller Positionen und seiner belebenden Grundstimmung lässt er sich vielfältig im Kontext von Gemeinde, Schule und Bildung einsetzen.
Die Methode des Bibliologs basiert auf dem Dialog zwischen biblischer Geschichte und der eigenen Lebensgeschichte. Indem die Anwesenden sich mit einer Figur identifizieren und sich aus dieser Rolle heraus äußern, kommt es zu einem vielstimmigen Gemeinschaftserlebnis. Die Kraft biblischer Texte, uns zu wesentlichen Grundfragen des Lebens zu führen, wird dabei erfahrbar.
Für den Bibliolog wichtig sind das "schwarze Feuer" und das "weiße Feuer" und die Liebe zu beiden. Das schwarze Feuer steht für den geschriebenen biblischen Text, die Buchstaben und Worte, während sich das weiße Feuer auf alles bezieht, was der Text offen und ungesagt lässt - etwa die Beweggründe der verschiedenen Charaktere, ihre Motivationen oder Gefühle, die uns nicht erzählt werden.
Der Bibliolog ermuntert dazu, das "weiße Feuer" zu entzünden und lodern zu lassen.
Erfahrungsgemäß ergeben sich auf diese Weise überraschend neue Zugänge zum "schwarzen Feuer".
Zur Durchführung
Bibliolog lässt sich sehr vielseitig einsetzen:
- In der Gruppenarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Jungschar, Jugendstunden, Firmvorbereitung, Bibelabende, PGR-Klausuren ....)
- im Religionsunterricht
- im Gottesdienst als Predigt (von Kindergottesdiensten bis zur Eucharistiefeier)
Bibellesen in der Gruppe
Der wichtigste Zugang zu einem Bibeltext ist natürlich das Sich-Aneignen, das Sich-Bekanntmachen mit dem Text. Vor allem in einer Gruppe gibt es dazu mehrere Möglichkeiten, im Lesen auf den Text zu zugehen.
Diese Methode eignet sich für Runden bis max. zehn Personen. Sie bewirkt, dass die TeilnehmerInnen ankommen, ruhig werden und dabei den Text viele Male hören und seine verschiedenen Nuancen wahrnehmen.
Vor allem für erzählende Texte eignet sich diese Methode. Durch die verschiedenen Stimmen wird die Dramatik des Geschehens einer Erzählung besser wahrnehmbar.
Aber auch für andere Texte ist es nicht schlecht, wenn nicht nur eine Person liest. Der Text kann Vers für Vers von einem nach dem anderen gelesen werden. Damit ist Aufmerksamkeit gewährleistet - und sei es nur dafür, dass man den eigenen Einsatz nicht verpasst.
Wer für Experimente offen ist, kann auch einmal versuchen, die Botschaft, die „die Spatzen von den Dächern“ pfeifen, dem Nachbarn ins Ohr zu flüstern. Danach werden die Rollen getauscht - und man bekommt den Text selber ins Ohr geflüstert. Auf diese Weise bringt man den Text jemand anderem näher bzw. bekommt ihn näher gebracht.
Nachdem der Text für alle laut gelesen wurde, wird eine Stille gehalten, in die hinein einzelne Verse gelesen werden. Damit beginnt bereits eine interpretierende Bibelarbeit.
Text wird mit 2 oder 3 verschiedenen Bibelübersetzungen gelesen
Varianten:
- jeder Satz des Bibeltextes wird parallel gelesen
- Abschnitte oder der ganze Text werden nacheinander gelesen
- Nur bestimmte Wendungen, die im Text bedeutsam sind, werden in verschiedenen Übersetzungen gelesen
Bibliodrama
Mittels Körperarbeit, Rollenspiel, kreativen Methoden und Gespräch setzen wir uns mit dem Text in Beziehung, erschließen, entdecken und erfahren Tiefen biblischer und eigener Geschichte(n).
Für die Teilnahme braucht es keine Schauspielkünste und keine speziellen Bibelkenntnisse, sondern die Bereitschaft sich auf sich selbst, die Gruppe und die Bibel einzulassen. Dann sind spannende Begegnungen, überraschende Erkenntnisse und heilsame Erfahrungen möglich.
Bibel teilen
Die 7-Schritte-Methode
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in der Gruppe mit biblischen Texten zu arbeiten. Eine der bekanntesten ist das Bibel teilen -Die "7 Schritte-Methode"
1. Wir laden den Jesus Christus ein
2. Wir lesen den Text
3. Wir verweilen beim Text
4. Wir schweigen
5. Wir sagen einander, was uns berührt hat
6. Wir denken darüber nach, was der Jesus Christus, Gott
von uns will
7. Wir beten
Erlebnisorientierte Bibelarbeit
Neue Zugänge zur Bibel durch Naturerfahrung und Outdoor-Aktivitäten
In biblischen Erzählungen, Bildern und Gleichnissen bilden die landschaftlichen Gegebenheiten mehr als eine romantische Kulisse, sondern sie bringen oft innere Vorgänge zum Ausdruck und dramatisieren diese. Der Befreiungsmarsch des Volkes Gottes mit Moses durch die Wüste, das leise Säuseln, das Elija beim Gottesberg Horeb vernimmt, die beängstigenden Wasserfluten, die den Glauben der Jünger Jesu auf die Probe stellen oder auch der wunderschöne Paradieses-Garten als Metapher für die Liebesbeziehung des Schöpfers zu seiner Schöpfung: Immer wieder wird spürbar, dass im Erleben der äußeren Natur die Chance liegt, der inneren Natur nahe zu kommen. Derart gedeutete Erlebnis-Räume und -Orte können auch heute eine tiefere Bedeutung für den Lebensweg und die Lebensfragen suchender Menschen gewinnen.
Im Konzept "erlebnisorientierte Bibelarbeit" werden neben bekannten kreativen Zugängen zur Bibel vor allem "integrative Outdoor-Aktivitäten®" genutzt. Durch die Einbeziehung von Naturräumen und den gezielten Einsatz und die Reflexion bestimmter meditativer und/oder aktivierender Outdoor-Übungen haben die TeilnehmerInnen die Chance, sich selbst besser kennen zu lernen und eine Brücke zwischen ihrem Leben und biblischen Botschaften zu konstruieren. Für die Teilnahme sind weder Sportlichkeit noch Vorerfahrungen mit Bibelarbeit Voraussetzung, sondern lediglich die Offenheit, im Freien zu arbeiten und individuell und gemeinsam zu lernen. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass diese Seminare auch Spass machen, die Gemeinschaft fördern und helfen, sich in der eigenen Haut wieder wohl zu fühlen.
Vigan-Methode
Diese hier vorgestellte Methode kommt aus den Philippinen und ist auch ohne professionelle Leitung für Bibelrunden geeignet.
Diese hier vorgestellte Methode wurde am Bibelzentrum Johannes Paul I. (John Paul I Biblical Center, JPIBC) in Vigan, Philippinen, entwickelt und durch den Grundkurs (Basic Bible Seminar) desselben Zentrums verbreitet. Sie hat auf den Philippinen und in vielen anderen Ländern weite Verbreitung gefunden.
1. Einleitung in die Vigan-Methode
Vier bis sechs Personen die in Vertrauen, Offenheit und Ehrfurcht gemeinsam auf das Wort Gottes hören und ihm antworten wollen; die auf der Grundlage des Wortes Gottes durch das gegenseitige Sich-selbst-mitteilen zur tieferen christlichen Gemeinschaft kommen wollen.
2. Die Atmosphäre
Für die Bibelmeditation braucht man die nötige Ruhe, d. h.:
- Freisein von Lärm- und somit einen Raum, wo man nicht gestört wird;
- Freisein von Hetze- und somit genügend Zeit; erfahrungsgemäß braucht eine 5-köpfige Gruppe für ein Gespräch nach dieser Methode etwa 45 bis 60 Minuten.
- Die Teilnehmer setzen sich in einen offenen Kreis (nicht um einen Tisch), so dass jede/r die anderen nicht nur hören, sondern auch sehen kann.
- Die brennende Kerze in der Mitte- zur Erinnerung daran, dass Christus, das Wort Gottes, Licht der Welt (Joh 1,1.9; 8,12; 12,46) und unter den in seinem Namen Versammelten gegenwärtig ist (Mt 18,20) - trägt zur Schaffung der richtigen Atmosphäre bei.
3. Der/die Gruppenleiter(in)
Die Person braucht kein Experte zu sein, denn ihre Aufgabe ist es nicht, Sachkenntnisse zu vermitteln. Vielmehr soll sie die Gruppe in der Meditation leiten, indem sie die einzelnen Schritte der Methode ankündigt. Sie kann das einleitende und abschließende Gebet selbst sprechen oder jemanden darum bitten. Nur zum Lesen kann sie jemanden namentlich auffordern, nicht aber zum Mitteilen.
4. Die Bibel und Schrifttext
Es ist ratsam, aber nicht unbedingt notwendig, dass alle eine Ausgabe der Bibel in derselben Übersetzung haben. Als Schrifttext empfiehlt sich eine der drei Lesungen der sonntäglichen Eucharistiefeier.
5. Die Methode
Die Gruppe entscheidet sich vor Beginn des Gesprächs, welches Modell der Methode (Gebetsantwort oder Tatantwort) sie befolgen will. Es empfiehlt sich, das (die) erste(n) Mal(e) das Modell Gebetsantwort zu nehmen, dann erst Tatantwort, und dann vielleicht abwechselnd.
Modell A: Gebetsantwort
Eröffnungsgebet oder -lied: Es sollte den TeilnehmerInnen die Gegenwart Gottes bewusst machen. Jesus sagte: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20). Es könnte auch ein Bittgebet sein, das sich an das Gotteswort hält: "Rede, Herr! Dein Diener hört" (1 Sam 3,10); oder: "Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68); oder eine Bitte um den Heiligen Geist, der uns die Ohren öffnen und uns von allem befreien kann, was uns hindert, Gottes Wort zu hören. (Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft, Gotteslob Nr. 241).
Erster Schritt: Erster Kontakt mit dem TEXT, dem "toten Buchstaben".
- Vorlesen des Schrifttextes. Ein/e Teilnehmer/in liest den Text laut vor. Die anderen hören gut zu und lesen für sich mit.
- Schweigen und nochmaliges Lesen des Textes (etwa drei Minuten). Alle lesen den Text noch einmal leise für sich durch und merken sich dabei ein Wort, einen Ausdruck oder einen Vers, das (der) ihnen besonders auffällt.
- Mitteilen des auffallenden Wortes, Ausdrucks oder Verses. Man gibt die Stelle an, damit die anderen es noch einmal nachlesen können, und liest dann das entsprechende Wort, den Ausdruck oder Vers vor. Zum Beispiel: "Mir fiel in Vers 5 das Wort/der Ausdruck ... ... auf"; oder: "Mir fiel der ganze Vers 12 besonders auf". Es wird jedoch nicht der Grund genannt, warum diese Stelle ausgewählt wurde.
Zweiter Schritt: Der "tote Buchstabe" der Schrift wird zum lebendigen WORT für mich (und durch mich vielleicht auch für die anderen).
- Vorlesen des Schrifttextes. Derselbe Schrifttext wird noch einmal von einem oder einer anderen laut gelesen. Alle hören zu oder lesen still mit.
- Schweigen und Hinhören auf das Wort für mich (etwa 5 Minuten). Jede/r horcht in sich hinein und fragt sich: Was willst Du, Gott, mir ganz persönlich für mein ganz konkretes Leben sagen?
- Mitteilen des Wortes-für-mich an die anderen. Was ich in der Tiefe meines Herzens als Gottes Wort an mich gehört habe, teile ich auch den anderen mit. Damit dieses Mitteilen auch ganz auf der persönlichen Ebene bleibt, spreche ich in der ersten Person Einzahl (ich, mir, mich, mein, usw.), vermeide das unpersönliche "man" und verstecke mich nicht hinter dem allgemeinen "wir". Es geht hier um einfaches Mitteilen, weder um diskutieren, noch um predigen im Sinne von Moralisieren.
Dritter Schritt: Das WORT verlangt eine ANTWORT.
- Vorlesen des Schrifttextes. Der Text wird zum dritten Mal von einem oder einer anderen gelesen, wobei die übrigen wieder aufmerksam hinhören oder still für sich mitlesen.
- Schweigen und persönliches Antworten auf das WORT (etwa 5 Minuten). Während des Schweigens versuche ich, auf das an mich ergangene Wort zu antworten. Es sollte eine wirkliche Entsprechung zwischen Wort und Antwort vorliegen, sonst ist es keine Antwort.
- Mitteilen der persönlichen Gebetsantwort. Die persönliche Antwort meines Herzens auf das an mich ergangene Wort spreche ich laut aus, damit sie durch das "Amen" (ausgesprochen oder unausgesprochen) der anderen bekräftigt wird.
Abschließendes Gebet: Ein Preis- oder Dankgebet, ein Lied oder das gemeinsam gesprochene Vaterunser passen sehr gut als Abschluss einer gemeinsamen Bibelmeditation.
Modell B: Tatantwort
Eröffnungsgebet oder -lied
Erster Schritt: wie beim Modell A "Gebetsantwort".
Zweiter Schritt: wie beim Modell A "Gebetsantwort".
Dritter Schritt: Das WORT verlangt ANTWORT.
- Vorlesen des Schrifttextes: wie bei Modell Gebetsantwort.
- Schweigen und persönliches Antworten auf das Wort (etwa 5 Minuten). Hier frage ich mich (Gott), wie ich das an mich ergangene Wort in den konkreten Umständen meines Lebens in die Tat umsetzen kann.
- Mitteilen der persönlichen Tatantwort. Jede/r teilt den anderen mit, wie er/sie das Wort in die Tat umsetzen will. Gesprächsgruppen, die eine natürliche Gemeinschaft bilden (Familie, Ordensgemeinschaft, Schul- oder Arbeitskollegen, usw.), können abschließend versuchen, zu einer Übereinstimmung zu kommen, wie sie gemeinsam - als Gemeinschaft - ihre Antwort leben wollen.
Abschließendes Gebet: wie beim Modell Gebetsantwort.
Vinzenz Wechtitsch
Drei-Phasen-Modell
Ein Grundgerüst für viele Formen der Bibelarbeit
Es setzt bei den Vorerfahrungen der Menschen an,
widmet sich in der zweiten Phase sorgfältig dem Text und lässt in der dritten Phase die Menschen anhand des Textes neue Sichtweisen entdecken und erproben. In Kurzform werden die drei Schritte meist folgendermaßen beschrieben:Auf den Bibeltext zugehen
Ist der Text bekannt, schwierig, welche Erfahrungen haben die Lesenden, was assoziieren wir mit einem Begriff/Thema des Bibeltextes?
- Lesen
- Nachdenken und Austauschen über Symbole, Bilder,
- Provozierende oder nachdenklich machende Sätze werden gelesen und bedacht
- Eines der Themen des Textes wird zur Sprache gebracht
Den Bibeltext erfassen
- Text erarbeiten – Struktur, Sprache, Aussagen und Absichten, Erfahrungswelt, Zusammenhänge…
- Fragen erleichtern das Tun
- Sachinformationen
Mit dem Bibeltext weitergehen
Erkenntnisse sollen wieder auf unser Leben bezogen werden: auf unser Fühlen, Denken, Handeln
- Meditation und Glaubensgespräch
- Singen von Lobliedern…
- Konkrete Schritte der Umsetzung werden überlegt
- …
Die Gestaltung der einzelnen Schritte kann ganz unterschiedlich sein. Methodenbücher (z.B. von A. Hecht) geben dazu viele Anregungen.